Erinnerungen an einen 150 Jahre alten Baum
Verwundert rieben sich manche Börwanger vor wenigen Wochen die Augen: die Eiche neben der Dorfkapelle St. Leonhard ist der Motorsäge zum Opfer gefallen. 1871 nach dem Deutsch-Französischen Krieg als Friedensbaum gepflanzt, prägte die mächtige Stieleiche über 150 Jahre das Ortsbild zwischen Dorfkapelle und der ehemaligen Volksschule bzw. dem heutigen Kindergarten Börwang.
Warum musste die Eiche gefällt werden? Bei einer Baumkontrolle zu Beginn dieses Jahres war aufgefallen, dass sich ein Pilzbefall am Stammfuß und im Wurzelbereich stark vermehrt hatte. Dadurch kam es in den letzten Monaten zu einem zunehmenden Schrägstand des Baumes. Nach fachlicher Beurteilung wurde daraufhin die Standsicherheit der kranken Eiche im heutigen Hof des Kindergartens als kritisch bezeichnet und eine Fällung empfohlen.
Wehmütige Erinnerungen
Viele Börwanger und vor allem Generationen von Schulkindern erinnern sich mit Wehmut an die Eiche. War doch dieser dominante Baum am Eingang zum Schulhof für die Kinder im Mittelpunkt gestanden bei lustigen Unterhaltungsspielen während der täglichen Unterrichtspausen. Mädchen tanzten um die Eiche „Ringelreihen“ und für die übermütigen Burschen war der mächtige Stamm ein beliebter „Anschlag“ für Fangspiele wie „Räuber und Schandarm“. An warmen Sommertagen sammelten sich die Schulkinder mit dem Lehrer oder der Lehrerin an der Eiche, um gemeinsam zu einer Wanderung aufzubrechen oder geordnet zum Haldenwanger Schwimmbad zu marschieren. Manche weiteren Beispiele ließen sich in Erinnerung rufen.
Kurzum, unsere alte Börwanger Eiche ist Geschichte. Wie formulierte es doch der deutsche Lyriker Eugen Roth ehedem in einem Gedicht:
„Zu fällen einen schönen Baum,
brauchts eine halbe Stunde kaum.
Zu wachsen, bis man ihn bewundert,
braucht er, bedenk´ es, ein Jahrhundert.“
Linde für Freiheit und Gerechtigkeit
Viele Börwanger fragen sich jetzt: „Gibt es einen würdigen Ersatz für die gefällte Eiche?“ Eine prima Idee wäre es, eine Dorflinde zu pflanzen. Der Lindenbaum steht symbolisch für Gerechtigkeit, Liebe, Frieden und Heimat. Wertvolle Attribute, die in einer guten Gemeinschaft von größter Bedeutung sind, aber leider immer mehr verloren gehen.
A. Klotz
Bild zur Meldung: Über 150 Jahre stand in Börwang neben der Dorfkapelle St. Leonhard eine Eiche, die 1871 nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges als Friedensbaum gepflanzt wurde.